Direkter Drittliga-Aufstieg: NOFV-Clubs begehren erneut auf

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17 Vereine aus der Regionalliga Nordost machen gemeinsame Sache. Sie wollen mit der „Aufstiegsreform 2025“ einmal mehr ihre Interessen durchsetzen, damit der NOFV-Meister endlich direkt in die 3. Liga aufsteigt. Ziel ist zudem eine grundlegende Veränderung, die eine faire und integrere Wettbewerbsstruktur im gesamtdeutschen Fußball schafft, heißt es in der Einladung zur Podiumsdiskussion, bei der die gemeinsame Initiative an diesem Mittwoch (11.00 Uhr) der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Es soll eine klare Botschaft in Richtung des DFB-Bundestages im September 2025 sein.

Was wollen die Vereine erreichen? 

Die NOFV-Clubs wollen endlich Gerechtigkeit. Viele andere Meister steigen direkt auf, nur der NOFV-Meister sowie die Titelträger im Norden und in Bayern nicht. Das soll geändert werden. Es muss eine Neuregelung her. „Der Fußball-Osten steht auf, um endlich gegen die strukturelle Benachteiligung zu kämpfen. Die Regionalliga Nordost ist längst zum Sammelbecken ostdeutscher Traditionsvereine geworden - mit zahlreichen ehemaligen DDR-Meistern und FDGB-Pokalsiegern. Jahr für Jahr zeigen die Zuschauerzahlen und TV-Quoten, welch enormes Interesse an diesen Clubs besteht, selbst in der vierten Liga“, sagte Tommy Haeder, Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC, dem „Kicker“.

Warum gibt es keine einheitliche Regelung? 

Der DFB geht vor allem nach den Mitgliedszahlen und der Größe des jeweiligen Landesverbandes. Da kann der Nordosten gegen die Ballungsgebiete im Südwesten und Westen nicht mithalten. Dazu kommen die abweichenden Interessen der einzelnen Regional- und Landesverbände. So besteht bundesweit laut André Beuchold, Vorstand beim FSV Zwickau, eine „Unwucht“. Die Vereine aus dem Westen und Südwesten haben ein sicheres Aufstiegsrecht. Die Vereine der restlichen drei Ligen müssen im wechselnden Modus um zwei Aufstiegsplätze streiten. „Mit allen daran verbundenen Nachteilen“, meinte Beuchold.

Wieso durfte Energie Cottbus direkt aufsteigen?

In der vergangenen Saison durfte der NOFV-Meister direkt aufsteigen. Nach dieser Saison darf der bayerische Titelträger direkt hoch. Der Nordvertreter muss dann mit dem NOFV-Vertreter den verbliebenen Aufstiegsplatz ausspielen. Für diese Clubs gibt es jedoch kaum Planungssicherheit, was Kader, Zuschauer- und TV-Einnahmen betrifft. Viele Vereine sehen da eine klare Benachteiligung. 

Wieso reagieren die NOFV-Clubs erst jetzt? 

Die Initiative ist nicht neu, doch die geballte Geschlossenheit inklusive des letztjährigen Drittliga-Aufsteigers Energie Cottbus, der die Viertligisten voll unterstützt. Der DFB-Bundestag hatte schon im Dezember 2017 eine Übergangsregelung bis 2020 beschlossen. 2019 kam es erneut zu einer Abstimmung beim DFB. Die Kernidee war schon damals, dass alle Regionalliga-Meister direkt aufsteigen. Dafür sollte die Anzahl der Regionalliga-Staffeln von fünf auf vier reduziert werden. Dazu kam es allerdings nie. 

Warum kam es zu keiner Änderung? 

Eine Reduzierung hätte einen hohen Preis gehabt. Denn die Nordost-Staffel sollte zerschlagen werden, was auch im Sinne der Drittligisten war. Die Clubs aus Thüringen und Sachsen wären der Regionalliga Bayern zugeordnet worden, die Vereine aus Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern der Nord-Staffel. Der NOFV lehnte strikt ab. Wirtschaftlich sei das nicht darstellbar gewesen, „dazu sind die Distanzen zu groß, außerdem ist die regionale Identität gerade im Nordosten viel zu bedeutsam“, meinte der ehemalige DFB-Vizepräsident Rainer Koch damals. 

Welche Alternativen gibt es? 

Diskutiert wird immer wieder eine Aufstockung der 3. Liga von 20 auf 22 Clubs, was aber anhand fehlender Mehrheiten zur Saison 2024/2025 scheiterte. Das Modell verfolge der NOFV aber weiter. Denn ein Antrag beim DFB-Bundestag mache nur Sinn, wenn auch die nötigen Mehrheiten vorher geklärt sind. Da ist jedoch bundesweit noch viel Überzeugungsarbeit nötig. 

Welche Argumente können helfen? 

Auf jeden Fall die Zuschauerzahlen. Die Traditionsvereine im Osten haben einen Zuschauerschnitt von 5.000 bis 7.000 pro Spiel, wenn man den FC Carl Zeiss Jena (7.080), Hallescher FC (6.939), Lok Leipzig (5.396) oder FSV Zwickau (5.191) nimmt. In der Regionalliga West hat nur der MSV Duisburg einen Überdurchschnitt von 16.535 Zuschauer pro Spiel, dahinter ist ein Schnitt unterhalb von 4.000 Fans erkennbar. Zudem hat der NOFV für seine Clubs eine regelmäßige Präsenz im MDR- oder RBB-Fernsehen. Sogar ein Livestream-Partner (Ostsport-TV) ist vorhanden, auch wenn die niedrige fünfstellige Ausschüttung für die Vereine sehr gering ist. 

Welche Probleme werden noch besprochen?

Schon Ende des Jahres gab es ein gemeinsames Aufbegehren der Clubs in Sachen Spielansetzungen und gegen die hohen Verbandsstrafen bei Nutzung von Pyrotechnik. Oft wurden die Ansetzungen erst drei Wochen vorher bekanntgegeben, da kritisierten die Vereine fehlende Planungssicherheit. Auch Anstoßzeiten wie 13.00 Uhr sind aufgrund der langen Anreise ohne Übernachtung wie bei den Profiklubs nur schwer umsetzbar. Der NOFV kam mit der Regelanstoßzeit von 14.00 Uhr schon etwas entgegen. 

Weit weg sind Dachverband und Vereine in Sachen Pyrotechnik. Die Clubs fordern „eine konsequente Abschaffung der Verbands-rechtlichen Bestrafung des Einsatzes von nicht missbräuchlich verwendeter Pyrotechnik“, heißt es in einem der dpa vorliegenden Positionspapier. Denn die Bestrafungen ziehen oft wirtschaftliche Probleme nach sich. Zudem habe sich aus Sicht der Vereine die Wahrnehmung und Bewertung von Pyrotechnik im Rahmen der Choreografie verändert. (dpa)